Gestaltung im Journal

Schöne Seiten allein machen noch kein echtes Journal. Wahres Journalen beginnt da, wo du dich zeigst – roh, ehrlich, kreativ.

Wie du deine Journalseiten gestalten kannst, zeige ich dir anhand von den typischen & wirkungsvollen Techniken aus der Journalszene, die nicht nur schön aussehen, sondern deine Gedanken, Gefühle und Themen sichtbar machen.

Lasse dich auf das Abenteuer ein, deine Seiten lebendig, ausdrucksstark und ganz persönlich zu gestalten.

Definition:

Gestaltung im Journal sind kreative Techniken, um Inhalte visuell auszudrücken – sie verbinden Farbe, Form, Textur und Schrift zu einer individuellen Bildsprache

Material:

Farben, Collagen, Stempel, Schablonen, Marker, Kleber, Strukturpasten, Papiere, Stoffreste, Fotos, Upcycling u.v.m.

Werkzeuge:

Pinsel, Spachtel, Tupfer, Schwämme, Cutter, Lineale, Fineliner, Stifte, Gelli Plate, Bürsten, Sprühflasche

Techniken:

Layering, Lettering, Transfer, Textur, Experimente, Kombinationen

Insprirationen:

Zeitschriftenlayouts, Street Art, Kindheitserinnerungen wie z.B. damalige TV Werbung oder Slogans, Naturformen, Poesie, Emotionen, Träume, Musiktexte, Alltagsszenen

Gestaltungstechniken sind weit mehr als bloße Dekoration – sie sind das Fundament deines visuellen Ausdrucks. Durch verschiedene kreative Methoden kannst du deine Gedanken, Gefühle und Themen nicht nur niederschreiben, sondern ihnen auch eine sichtbare, fühlbare Form geben. Dabei geht es nicht um „schön“ im klassischen Sinn, sondern um Echtheit und Wirkung.

Ob du Schichten mit Collageelementen aufbaust, mit Farbe Emotionen transportierst oder mit Strukturpasten Tiefe erzeugst – jede Technik bietet dir neue Möglichkeiten, deine ganz persönliche Bildsprache zu entwickeln. Der gezielte Einsatz von Werkzeugen wie Spachtel, Schablonen oder Pinseln eröffnet dir Spielräume, um deinen Stil zu entdecken und weiterzuentwickeln.

Gerade im Art Journal darf Gestaltung intuitiv, roh oder verspielt sein. Die Kombination verschiedener Materialien – etwa Acrylfarben mit alten Buchseiten oder handgeschriebenem Text – kann völlig neue Ebenen schaffen. Manchmal entsteht genau aus diesen Experimenten ein Flow, der dich näher zu dir selbst bringt.

Lass dich inspirieren, verschiedene Techniken auszuprobieren – nicht, um perfekt zu sein, sondern um dich durch Gestaltung wirklich auszudrücken.

Jedes wahre Kunstwerk offenbart ein Stück der Seele seines Schöpfers.

Erich Limpach

Die Qual der Technikwahl

Warum jede Technik für sich stehen darf

In der Welt des kreativen Journalings kann die Fülle an Gestaltungstechniken schnell überwältigend wirken: Junk Journal, Mixed Media, Collage, Schichtenaufbau, Transfermethoden – und das ist erst der Anfang. Jede dieser Techniken hat ihren ganz eigenen Reiz, ihre eigene Logik, ihren eigenen Rhythmus.

Was ich aus meiner Erfahrung mitgeben möchte: Es muss nicht alles auf einmal sein. Du musst dich nicht zwischen den Techniken entscheiden, aber du darfst ihnen Raum geben – jede für sich. Besonders dann, wenn du dich neu an eine Methode heranwagst, ist es wertvoll, sie zunächst isoliert zu betrachten und zu üben, ohne gleich alles miteinander zu vermischen.

Inspiration durch Nachahmung – ein unterschätzter Lernweg

Gerade wenn du eine Technik zum ersten Mal ausprobierst, empfehle ich ganz bewusst: Mach Kunstwerke nach. Ja, wirklich. Wähle eine Seite oder ein Werk eines Creators, der dich inspiriert – und versuche, es so exakt wie möglich nachzubauen. Nicht, um zu kopieren. Sondern um den Ablauf, das Tempo, die Reihenfolge der gestalterischen Entscheidungen kennenzulernen.

Du lernst dabei weit mehr als nur „wie es geht“ – du beginnst zu verstehen, warum etwas wirkt, wie Schichten aufeinander reagieren, wie Materialien miteinander spielen oder sich gegenseitig verstärken.

Der Game changer: Das Spiel mit der Reihenfolge

Sobald du eine Technik verinnerlicht hast, beginnt der spannende Teil: Du kannst die Reihenfolge der Schritte bewusst verändern.

Was passiert, wenn du statt Hintergrund–Collage–Details einmal mit dem zentralen Motiv beginnst? Was, wenn du zuerst Text aufträgst und ihn dann übermalst? Kleine Verschiebungen in der Abfolge können zu völlig neuen Wirkungen führen – und genau da beginnt deine eigene Handschrift.

Technik ist kein Korsett

Technik ist ein Werkzeugkasten. Je besser du die Werkzeuge kennst, desto freier kannst du sie nutzen – intuitiv, spielerisch, ausdrucksstark.

1. Layering = Gestalten in Schichten

Du baust deine Journal-Seite Schritt für Schritt auf – von unten nach oben, von Hintergrund bis Detail. Jede Schicht beeinflusst die nächste und trägt zur Tiefe und Spannung des Gesamtbildes bei.

Das Besondere am Layering: Nicht alles muss sichtbar bleiben – aber jede Ebene ist spürbar. Durch das Übereinanderlegen von Farbe, Collage, Schrift oder Struktur entsteht ein lebendiger, oft intuitiver Bildaufbau.

 

Der typische Aufbau in Schichten:

1. Hintergrund

Grundierung mit Farbe (z. B. Acryl, Aquarell, Gesso), Muster mit Schablonen, Farbsprays oder markanten Pinselstrichen.

2. Struktur & Textur:

Einsatz von Strukturpasten, Stempeln, Gewebeband, Kreisen, Linien – alles, was Bewegung und Tiefe schafft.

3. Collage-Elemente:

Eingeklebte Papiere, Schriftstücke, Bilder oder Fundstücke – mal dominant, mal halb versteckt.

4. Text & persönliche Elemente:

Handschrift, Journaling, Lettering oder Statements – sichtbar oder bewusst übermalt.

5. Details & Akzente:

Feine Linien, Highlights, Markierungen, Farbspritzer – das, was dem Bild den letzten Schliff gibt.

Layering ist kein striktes System, sondern ein lebendiger Prozess. Je besser du die Wirkung der einzelnen Schritte kennst, desto freier kannst du sie variieren – und so deine ganz eigene Bildsprache entwickeln.

2. Wortarbeit = schriftbasierte Seiten

Abhängig von der Art deines Journals, kannst du deine Journalseiten auch strukturierter gestalten. Diese Form an Technik eignet sich wunderbar für Tagebücher in schriftlicher Form oder das Führen von einem Bullet Journal. 

Die Wortarbeit vereint inhaltliche Klarheit, gestalterischer Ausdruck und Rituale und deren Bedeutung. Die Wortarbeit zeigt sich überall dort, wo Schrift das Bild prägt – egal ob ordentlich geplant oder intuitiv festgehalten.

Bullet Journal Seiten wie Monatsübersichten oder Tracker

Reflexionseinträge mit Datum, Fragen & Antworten

Listen

Gedichte, Affirmationen, intuitive Texte

Schrift als Gestaltungselement wie Lettering oder Zitate

Wortarbeit ist Gestaltung mit Tiefe. Sie zeigt, dass selbst eine einfache To-do-Liste Teil deiner Geschichte sein kann – wenn du sie mit Achtsamkeit und Ausdruck füllst. Worte auf Papier sind nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein Weg zu dir selbst.

Monatsplanung Bullet Journal Seite

3. Kombinationen = mehrere Gestaltungsweisen

Manchmal reicht eine Technik nicht aus – oder es fühlt sich einfach besser an, mehrere Ausdrucksformen zu mischen. Genau das macht es so spannend, denn es eröffnet neue Kreativräume, in denen alles möglich ist – Schichten, Kontraste, Überraschungen.

Beim Journalen bedeutet das, du kombinierst mehrere Techniken, Materialien und Medien auf einer Seite – oft spontan, manchmal geplant, aber immer mit einem ganz eigenen Look.

Typische Kombinationsmöglichkeiten sind:

  1. Junk Journal: Hier treffen Fundstücke auf Emotion: alte Buchseiten, Eintrittskarten, Notizzettel, Verpackungspapier, Briefmarken – alles darf mitspielen. Die Seiten wirken oft wie kleine Collage – Tagebücher aus Papiergeschichte und Erinnerung.
  2. Mixed Media: Du mischst verschiedene Medien wie Acrylfarbe, Stempel, Buntstifte, Tinte, Strukturpasten mit genähten Seiten oder anderes. Diese Seiten haben oft eine starke Bildsprache – sie leben von Kontrasten, Schichten und künstlerischem Mut.
  3. Hybrid: Diese Technik verbindet das Beste aus zwei Welten, nämlich digitale Gestaltung und analoge Kreativität. Besonders beliebt ist sie in der Journalszene, weil sie einen visuellen Rahmen oder eine Vorgabe liefern. Das kann helfen, die Stimmung oder Farbenwelt der Journalseite zu bestimmen. Digitale Papiere bestehen aus gedruckten Hintergründen, Elementen, Mustern, Schriftzügen oder Illustrationen von minimalistisch zu verspielt. Diese werden ausgedruckt und auf die Journalseite mit eingearbeitet.
  4. Scrapbooking: Hier werden persönliche Erinnerungen – meist Fotos – künstlerisch und dekorativ in Szene gesetzt. Ursprünglich aus der Welt der Fotoalben kommend, hat sich Scrapbooking längst auch im Art Journal, Junk Journal und Memory Keeping etabliert. Im Mittelpunkt der Journalseitengestaltung steht oft der Moment, ein Erlebnis oder eine Geschichte, die du mit Musterpapieren, Stanzteilen und Textpassagen verbindest. Wenn man es strickt trennen mag von den anderen Kombinationstechniken, dann kommt beim Scrapbooking kein Mal-Medium zum Einsatz.

Gestaltung ist Form der Selbstbegegnung

Wenn wir gestalten, begegnen wir nicht nur Papier, Farbe und Kleber – wir begegnen uns selbst. In der Auswahl unserer Materialien, in der Reihenfolge der Schritte, in dem, was wir zeigen oder verbergen, liegt weit mehr als nur ein kreativer Prozess: Es ist eine Form von Selbstausdruck und Selbstbeobachtung.

Diese Selbstbegegnung geschieht oft leise. Wir merken vielleicht nicht sofort, was eine bestimmte Farbkombination, ein zerknüllter Papierschnipsel oder ein spontan gewählter Satz in uns ausgelöst hat – doch etwas bewegt sich. Auf dem Tisch liegt ein Teil von uns: fragmentarisch, ehrlich, manchmal unaufgeräumt, manchmal überraschend klar.

Es ist kein Zufall, wie wir gestalten. Unsere Stimmungen, Gedanken, Erfahrungen fließen in die Seiten – bewusst oder unbewusst. Genau deshalb ist es so wertvoll, sich immer wieder Zeit für diese Form des kreativen Dialogs mit sich selbst zu nehmen.

Man muss keine Künstlerin sein, um sich künstlerisch auszudrücken. Es reicht, sich einfach drauf einzulassen. Auf das Material, auf den Moment – und auf sich selbst.

Die regelmäßige Selbstbegegnung durch Gestaltung kann:

  • Emotionen sortieren
  • eigene Themen greifbar werden lassen
  • ein Gefühl von innerer Verbindung schaffen
  • Wichtiges oder was gerade in uns arbeitet verarbeiten

 

Sie ist kein Ersatz für Worte – aber oft ein Anfang, wo Worte fehlen.

Meine Workshops

Individuelle Workshops für kreative Köpfe, Gestalterinnen,  Träumerinnen, zum Inspirieren lassen, Zeit vertreiben, Wünsche erfüllen.

  • Papierdruck
  • Buch binden
  • Buchseiten gestalten

Lass uns gemeinsam dein Art Journal gestalten.